Drei Mal an der Bar
1.
Meine Freundin J. und ich an der Bar. Unser Blick ist zwar glasig, aber unser Verstand noch scharf. Ein nichts sagender, aber alles labernder Typ in durchgesessenen Jeans versucht, sich in Szene zu setzen. Rutscht auf seinem Barhocker immer weiter nach rechts, bis sein Oberschenkel meinen streift und ich ihm nur noch die Nase brechen will. Biergeschwängerte Worte, die seine Vorzüge anpreisen sollen, keines davon will ich hören. Beendet seinen Redefluss mit „Weißt du, ich bin ein Realist“. Ich hebe eine Augenbraue und sage: „Warum sitzt du dann noch neben mir?“
2.
Meine Schwester M. und ich an der Bar. Drängen uns durch Menschen mit Schweißflecken und ordern lauwarmes Bier. Der Typ neben ihr, der sich viel zu eng an sie drängt und den kahl geschorenen Kopf debil im House-Rhythmus bewegt, bezahlt seines, nimmt das Wechselgeld, redet mit jemandem. Verharrt in der Bewegung und versperrt uns die Bar. Labernd, mit ausgestreckter Hand und Kleingeld auf der offenen Handfläche. Meine Schwester greift beherzt zu. Da regt sich der Typ aus seiner Trance und brüllt in Proll-Berlinerisch: „Alte, haste den Arsch offen?“ Meine Schwester zuckt die Achseln und sagt emotionslos: „Nein, aber du die Hand.“
3.
Meine Freundin B. und ich an der Bar. Neben uns zwei Anzugträger, ein bisschen zu glatt, ein bisschen zu rasiert. Der eine mit den braunen Locken und den buschigen Augenbrauen summt die Fahrstuhlmusik im Hintergrund mit und lässt seinen Scotch-Nebel-Blick über die roten Plüschsessel der Bar gleiten, er bleibt an meinen blonden Locken hängen. Lächelt breit, ein wenig dümmlich, wahrscheinlich mag er Frank Sinatra, liest Paulo Coelho und sammelt Miniatur-Ferraris. Er schiebt sich ein paar Meter an der Bar zu mir, mustert mich von oben bis unten. Haucht die Anmachplattitüde „Na?“ und wartet tatsächlich auf Antwort. Ich ziehe eine Augenbraue hoch und lasse ihn reden. Er sagt „mega“ und „oder so“ und schließt mit „Weißt du, ich steh voll auf Persönlichkeit und so.“ Ich stehe auf und sage: „Dann leg dir doch eine zu!“
Meine Freundin J. und ich an der Bar. Unser Blick ist zwar glasig, aber unser Verstand noch scharf. Ein nichts sagender, aber alles labernder Typ in durchgesessenen Jeans versucht, sich in Szene zu setzen. Rutscht auf seinem Barhocker immer weiter nach rechts, bis sein Oberschenkel meinen streift und ich ihm nur noch die Nase brechen will. Biergeschwängerte Worte, die seine Vorzüge anpreisen sollen, keines davon will ich hören. Beendet seinen Redefluss mit „Weißt du, ich bin ein Realist“. Ich hebe eine Augenbraue und sage: „Warum sitzt du dann noch neben mir?“
2.
Meine Schwester M. und ich an der Bar. Drängen uns durch Menschen mit Schweißflecken und ordern lauwarmes Bier. Der Typ neben ihr, der sich viel zu eng an sie drängt und den kahl geschorenen Kopf debil im House-Rhythmus bewegt, bezahlt seines, nimmt das Wechselgeld, redet mit jemandem. Verharrt in der Bewegung und versperrt uns die Bar. Labernd, mit ausgestreckter Hand und Kleingeld auf der offenen Handfläche. Meine Schwester greift beherzt zu. Da regt sich der Typ aus seiner Trance und brüllt in Proll-Berlinerisch: „Alte, haste den Arsch offen?“ Meine Schwester zuckt die Achseln und sagt emotionslos: „Nein, aber du die Hand.“
3.
Meine Freundin B. und ich an der Bar. Neben uns zwei Anzugträger, ein bisschen zu glatt, ein bisschen zu rasiert. Der eine mit den braunen Locken und den buschigen Augenbrauen summt die Fahrstuhlmusik im Hintergrund mit und lässt seinen Scotch-Nebel-Blick über die roten Plüschsessel der Bar gleiten, er bleibt an meinen blonden Locken hängen. Lächelt breit, ein wenig dümmlich, wahrscheinlich mag er Frank Sinatra, liest Paulo Coelho und sammelt Miniatur-Ferraris. Er schiebt sich ein paar Meter an der Bar zu mir, mustert mich von oben bis unten. Haucht die Anmachplattitüde „Na?“ und wartet tatsächlich auf Antwort. Ich ziehe eine Augenbraue hoch und lasse ihn reden. Er sagt „mega“ und „oder so“ und schließt mit „Weißt du, ich steh voll auf Persönlichkeit und so.“ Ich stehe auf und sage: „Dann leg dir doch eine zu!“
Nella Niemandsland - 14. Mai, 10:38
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722 x gelesen - 5 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
dfw - 14. Mai, 16:46
He: I wonna make love to you!
She: What did you take so long?
She: What did you take so long?
Murmeltier_Phil - 15. Mai, 10:22
1995. X-Mas-Shopping in New York. Allabendlicher Absacker in einer Bar Nähe Central Station. Ein Kollege und ich unterhalten uns über die unterschiedlichen Möglichkeiten, mit einer Frau ins Gespräch zu kommen. Sie näher kennen zu lernen. Ein New Yorker aus der Nachbarschaft gesellt sich zu uns; klinkt sich in unsere Unterhaltung ein. „Easy goin’ here“, meint er und wir verstehen nicht ganz. Eine attraktive Blondine setzt sich auf den Hocker neben dem New Yorker. Er blick sie an, schaut nach unten und sagt zu ihr: „Nice shoes – you wanna fuck?“
…
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Nella Niemandsland - 15. Mai, 10:24
Großartig! Ich musste gerade überlegen, ob mich das überzeugt hätte, da ich doch praktizierende Schuh-Freundin bin. Ich glaube aber nicht :-)
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dfw - 16. Mai, 08:51
Bei dir oder bei mir oder gleich hier?
Vermutlich die älteste Frage, die je an einer Bar gestellt wurde ;-)
Vermutlich die älteste Frage, die je an einer Bar gestellt wurde ;-)
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