Sonntag, 13. Mai 2007

Im Zwischenraum seiner Worte

Im-Zwischenraum-seiner-WorteIm Zwischenraum seiner Worte verbringt sie die Nacht. Bettet sich unter die Zeilen, deckt sich mit Satzzeichen zu, nur das Komma da drüben, das drückt ihr ein wenig ins Kreuz. Seine Sätze sind aus Seide, die Worte daunenleicht, und manchmal, da tummeln sich Eismänner zwischendrin.

Er schreibt auf leichten Füßen, energisch und engelsgleich, seine Sätze haben keinen Reißverschluss. Über die Treppe der vergessenen Worte tippt er sich großherzig und großbuchstabig nach oben, dort, wo die Tür zu ihrem Herzen ist. Manchmal bastelt er aus Buchstaben Traurigkeit, die ganz sanft durch die Sätze tanzt, süß und schwerelos.

Seine Worte sind ein Irrgarten, aus dem man nicht mehr raus will, weil sein Augenzwinkern einen umschlingt. Seine Geschichten haben oft kein Ende, vor allem kein glückliches, aber meist steht da ein Lachen irgendwo und verwischt die Schwermütigkeit.

Er schreibt nicht vollkommen, aber vollmundig und verführerisch. Seine Worte verneigen sich und fordern zum Tanz auf, zu Buchstabenmusik und Wortmelodie, nicht im Dreivierteltakt, seine Töne sind nicht von dieser Welt.

Wenn er verstummt, schwirren seine Worte dennoch durch den Raum, wie kleine Staubkörner, die in der Sonne tanzen und die man nicht fassen kann. Er ist immer da, unausgesprochen vielleicht, aber unauslöschlich, der Zauber seines Märchenwortlandes hat sie längst schon verhext.

Im Zwischenraum seiner Worte verbringt sie die Nacht.

Gute Nacht.

Liebe ist fürn Arsch

Liebe-ist-fuern-ArschDas Ringen um Worte macht heute keinen Spaß. Ich krieg sie nicht zusammen, sie verstecken sich feixend vor mir und wollen keine Sätze bilden. Verzogene Gören, denke ich, undankbares Pack. Und das am Muttertag.

Ein langer Tag, und irgendwie unvollständig. Auf den Fließen in der Küche sehe ich Schattenspiele, ich glaube, die Sonne scheint, aber ich war noch nicht auf dem Balkon. Nur nachts, als um vier Uhr meine Träume mich wecken, da laufe ich barfuß und gedankenschwer raus und starre in die lautlose Dunkelheit. Die schlafen alle, denke ich verwundert, obwohl es eigentlich nicht verwunderlich ist, um vier Uhr morgens in der Großstadt. Zurück ins Bett, aber zu wach, um einzuschlafen und zu müde, um aufzustehen. Das rechte Kissen ist zu weich, das linke Kissen zu weit weg, und irgendwo gegenüber geht ein Licht an. Vielleicht jemand, der am Sonntag um halb fünf zerfeiert nach Hause kommt und nicht den Samstag Abend im gestreiften Pyjama auf der Couch verbringt, wer weiß. Vielleicht jemand mit einer schwachen Blase. Ich werd’s wohl nie wissen.

Um halb sechs läutet das Telefon und ich wundere mich nicht. „Ich glaub, ich hab mit meinem Chef rumgemacht. Hab ich mit meinem Chef rumgemacht?“ ruft J. weißweinschwer in den Hörer, und ich lache. „Geh ins Bett, wir telefonieren später“, sage ich und ziehe auf die Couch um. Mein Körper schläft, aber mein Verstand ist wach, ich zappe mich durchs morgendliche Kinder-Fernsehen und schweife ab. Ich denke an Emma, viel mehr als ich will, und der Tag hat erst begonnen, unvollständig zu sein.

Ich drifte weg, schrecke hoch, es ist mittags. Wieder klingelt das Telefon, wieder J. und ihre weißweinschwere Stimme. „Bier her, Bier her, oder ich fall um,“ singt sie in den Hörer, und wieder lache ich. Sie ist sich nicht sicher, ob es richtig war, mit ihrem Chef rumzumachen, aber ich beruhige sie. „Du lebst nur einmal“, sage ich, und beide wissen wir, dass es vielleicht weniger sein wird.

Mit müden Gliedern starre ich auf den Fernseher. Zwei Rehkitze hüpfen durch eine Wiese, doch eines der beiden stirbt, und ich weine ein bisschen. Mein Handy brummt. „Liebe ist fürn Arsch!“ schreibt meine Lieblingskollegin H., die sich in einen Mann mit Freundin verliebt hat, was die Liebe fürn Arsch macht, wie es scheint.

Ich habe heute keine Geschichte zu erzählen. Und das am Muttertag.

Nellas Niemandsland

Neurosen, Nettigkeiten & notwendiger Nonsens

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