Der Mond ist aus Papier
Wenn Tränen laufen, weiß keiner wohin. Sie sagen es ja nicht. Wortlos schmiegen sie sich an die Schwerkraft und zaudern, zögern, ziehen schweigend Schlieren in Zeitlupe und ungelenken Bahnen. Es bleibt nichts übrig, nur der Schnee vor dem Fenster, der zu müde ist zum Schmelzen und sich schämt und sehnt und gar nicht sicher wähnt. Träne zu Träne, Schnee zu Schnee? Bis zum nächsten Frühling dauert es zu lange, um Samen zu säen, auf Blüten zu hoffen, Früchte zu ernten, und ich hole meine Nagelfeile hervor und kratze die Eisblumen an den abgekauten Halbmonden meiner Nägel ab.
Der Mond ist aus Papier, so durchscheinend und blättrig, dass ich ihn mühelos mit einer Hand zusammenknüllen könnte, und ich bin traurig, irgendwie, und möchte mich auch zusammenknüllen.
In Madrid hat es 15 Grad, und er denkt an sie. Vielleicht sitzt er irgendwo auf einem von Mädchenhänden geflochtenen Korbsessel und trinkt einen schweren Rotwein mit leichten Füßen, und in einem nachlässigen Moment, in dem er die Fleischfliege auf dem dünnen Rand des zarten Kelches nicht bemerkt, mit lauer Brise auf der Haut und Salzwassergeruch rundum, da erinnert er sich. An das Rot ihrer Schuhe, satt wie der üppige Wein, an die Schwere ihrer Brüste, an das Salzwasser, das er schmeckte, als er sie nicht küsste, sondern ansah, aus meerblauen Augen, und sie, mit der salzigen Seele, die immerwährend brennt, schlug Wellen, die zu hoch waren.
Vergangenheit ist das, was passiert, wenn du auf die Zukunft wartest und zu langsam bist, die Gegenwart zu spüren, und dann kommt das Salz der alten Welle und brennt in den Augen. Manche kühle Nacht mit klammen Füßen sehnt sich zurück nach vergangenen Zeiten und will sich auslöschen. Ob sie richtig liegt, weiß ich nicht, die perfekte Welle gibt es nicht, und wenn, dann ist sie genauso sprachlos, sonderbar und salzig wie meine Tränen.
Der Mond ist aus Papier. Ich bin noch immer traurig. Das Leben geht gnadenlos weiter. Und ich knülle nichts zusammen.
Der Mond ist aus Papier, so durchscheinend und blättrig, dass ich ihn mühelos mit einer Hand zusammenknüllen könnte, und ich bin traurig, irgendwie, und möchte mich auch zusammenknüllen.
In Madrid hat es 15 Grad, und er denkt an sie. Vielleicht sitzt er irgendwo auf einem von Mädchenhänden geflochtenen Korbsessel und trinkt einen schweren Rotwein mit leichten Füßen, und in einem nachlässigen Moment, in dem er die Fleischfliege auf dem dünnen Rand des zarten Kelches nicht bemerkt, mit lauer Brise auf der Haut und Salzwassergeruch rundum, da erinnert er sich. An das Rot ihrer Schuhe, satt wie der üppige Wein, an die Schwere ihrer Brüste, an das Salzwasser, das er schmeckte, als er sie nicht küsste, sondern ansah, aus meerblauen Augen, und sie, mit der salzigen Seele, die immerwährend brennt, schlug Wellen, die zu hoch waren.
Vergangenheit ist das, was passiert, wenn du auf die Zukunft wartest und zu langsam bist, die Gegenwart zu spüren, und dann kommt das Salz der alten Welle und brennt in den Augen. Manche kühle Nacht mit klammen Füßen sehnt sich zurück nach vergangenen Zeiten und will sich auslöschen. Ob sie richtig liegt, weiß ich nicht, die perfekte Welle gibt es nicht, und wenn, dann ist sie genauso sprachlos, sonderbar und salzig wie meine Tränen.
Der Mond ist aus Papier. Ich bin noch immer traurig. Das Leben geht gnadenlos weiter. Und ich knülle nichts zusammen.
Nella Niemandsland - 17. Nov, 23:11
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