Prost.
J. hat Schmerzen. Sie verlacht sie zwar glockenhell mit ihrer dunklen Stimme, aber sie sind da. Schleichend wie der Tod, nahe wie das Gestern, greifbar wie unser Bier, das uns leicht macht wie Daunen-Federn und uns zaudern lässt.
„Hast du vier Tabletten genommen?“, frage ich, und sie lächelt kühl und nickt. „Was wäre, wenn du keine nimmst?“, frage ich weiter, und sie schüttelt mich ab wie eine lästige Mücke, die kurzerhand erschlagen wird und sich krümmt im Todeskampf. Sie mag nicht, wenn ich frage, aber ich tue es trotzdem - oder gerade deshalb, weil Fragen immer offen sind, vor allem bei J.
„Dann hätte ich überall Schmerzen“, sagt sie lächelnd und reckt ihre müden Glieder, und ich hätte sie selbst gerne, die Schmerzen, die J. so hemmen. Lass es mir wehtun, du da oben, lass mich einen Teil der Schmerzen mittragen, flüstere ich, aber keiner hört mich, und J. lacht ihr Katzenlachen, ein bisschen zu laut und ein bisschen zu krampfhaft.
J. sagt, dass ich schreiben soll, über sie oder andere Psychosen, aber meine Worte sind zu leer und zu voll mit Traurigkeit. „Ich schreibe doch immer nur depressiv“, sage ich, „da muss doch mal ein Witz rein. Sag was Lustiges!“ kontere ich und warte auf ein oberflächliches Katzenlachen, das nicht kommt.
„Ich mag es, wenn du traurig schreibst“, sagt J., obwohl sie gar nicht traurig ist, und ich, die Frau mit den hafennuttenblonden Haaren, ich lächle, ein bisschen verhalten und ein bisschen wehmütig.
Die Weingläser von J. sehen aus wie eine Tulpe, und ich sage „Die sind nicht von Ikea, oder?“, und ihr Hund mit der Schwarz-Weiß-Zeichnung liegt neben uns und furzt.
Irgendwann, ich weiß nicht, warum ich daran denke, klopfte eine Frauenzeitschrift an die Tür von J., und sie machte auf. Nach langen Fragen und kurzen Antworten entstand eine Geschichte, die keine war. Zu viele Unwahrheiten standen zwischen den Zeilen, aber niemand konnte sie lesen. J, hat bis heute den Artikel nicht angeschaut, aber das muss sie nicht. Wozu auch? Ihr Vermächtnis ist ein anderes.
„In drei Tagen sind wir tot“, sagen wir seit neun Monaten zueinander, und wir erinnern uns nicht mehr, warum wird das sagen.
„Das Bier geht aus“, sage ich promille-traurig, aber J. tippt gedankenschwer vor sich hin, beinahe lautlos. „Ich gehe zur Tankstelle“, sage ich nebenbei mit rauer Stimme, aber J. hört mich nicht, zu sehr verhallen ihre Finger auf den Tasten, die darüber schreiben, was morgen sein wird.
„Bitte ein Bier“, ruft mir J. hinterher, und ich werde es holen, da draußen an der Tankstelle im Westen, solange J. noch trinken kann.
Prost.
„Hast du vier Tabletten genommen?“, frage ich, und sie lächelt kühl und nickt. „Was wäre, wenn du keine nimmst?“, frage ich weiter, und sie schüttelt mich ab wie eine lästige Mücke, die kurzerhand erschlagen wird und sich krümmt im Todeskampf. Sie mag nicht, wenn ich frage, aber ich tue es trotzdem - oder gerade deshalb, weil Fragen immer offen sind, vor allem bei J.
„Dann hätte ich überall Schmerzen“, sagt sie lächelnd und reckt ihre müden Glieder, und ich hätte sie selbst gerne, die Schmerzen, die J. so hemmen. Lass es mir wehtun, du da oben, lass mich einen Teil der Schmerzen mittragen, flüstere ich, aber keiner hört mich, und J. lacht ihr Katzenlachen, ein bisschen zu laut und ein bisschen zu krampfhaft.
J. sagt, dass ich schreiben soll, über sie oder andere Psychosen, aber meine Worte sind zu leer und zu voll mit Traurigkeit. „Ich schreibe doch immer nur depressiv“, sage ich, „da muss doch mal ein Witz rein. Sag was Lustiges!“ kontere ich und warte auf ein oberflächliches Katzenlachen, das nicht kommt.
„Ich mag es, wenn du traurig schreibst“, sagt J., obwohl sie gar nicht traurig ist, und ich, die Frau mit den hafennuttenblonden Haaren, ich lächle, ein bisschen verhalten und ein bisschen wehmütig.
Die Weingläser von J. sehen aus wie eine Tulpe, und ich sage „Die sind nicht von Ikea, oder?“, und ihr Hund mit der Schwarz-Weiß-Zeichnung liegt neben uns und furzt.
Irgendwann, ich weiß nicht, warum ich daran denke, klopfte eine Frauenzeitschrift an die Tür von J., und sie machte auf. Nach langen Fragen und kurzen Antworten entstand eine Geschichte, die keine war. Zu viele Unwahrheiten standen zwischen den Zeilen, aber niemand konnte sie lesen. J, hat bis heute den Artikel nicht angeschaut, aber das muss sie nicht. Wozu auch? Ihr Vermächtnis ist ein anderes.
„In drei Tagen sind wir tot“, sagen wir seit neun Monaten zueinander, und wir erinnern uns nicht mehr, warum wird das sagen.
„Das Bier geht aus“, sage ich promille-traurig, aber J. tippt gedankenschwer vor sich hin, beinahe lautlos. „Ich gehe zur Tankstelle“, sage ich nebenbei mit rauer Stimme, aber J. hört mich nicht, zu sehr verhallen ihre Finger auf den Tasten, die darüber schreiben, was morgen sein wird.
„Bitte ein Bier“, ruft mir J. hinterher, und ich werde es holen, da draußen an der Tankstelle im Westen, solange J. noch trinken kann.
Prost.
Nella Niemandsland - 8. Jun, 00:29
- Rubrik:
822 x gelesen - 9 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks