A4-Monolog, innen (Part II)
Auf dem Nagellack steht, er trocknet in 60 Sekunden, aber das ist eine Marketing-Lüge, eine von vielen, wie der Schuster meines Unvertrauens, der sich Mr. Minit nennt, aber auf die Frage, wo ich warten kann, im Irrglauben, er brauche nur Minuten, nur sagte, ich solle in einer Woche wiederkommen, und ich lachte und schlug eine Umbenennung in Mr. Week um, was er nicht so zum Lachen fand. Meine Nägel leuchten Paris Hilton-like in knalligem Lack, ein bisschen Blut, ein bisschen Kirsche, ein bisschen Sex, und während die Farbe trocknet, tippe ich hirnleer und herzvoll nach dem Konzept von unlängst, das kein Konzept hat, der
A4-Monolog im Inneren,wo nichts einen Sinn hat, aber Wörter sich aneinander schmiegen auf der Suche nach einer Geschichte, die keine ist. Der Wunsch zu schreiben ist immer da, aber die Inhalte fehlen, es gibt nichts zu sagen, also reihe ich Buchstaben grundlos aneinander, einfach so, vielleicht entsteht ja doch eine Geschichte. Der Lack bleibt feucht, obwohl 60 Sekunden längst überschritten sind, meine Finger spreizen sich weit auseinander, während die beiden Zeigefinger tippentippentippen und nicht wissen, wohin. Ich will rauchen, jetzt, aber es geht nicht, ich schreibe ja noch, und ich will nicht schummeln, fair play für meine Leser, die handvoll wenigen. Der Fernseher neben mir redet über Kultur, Worte und Töne ziehen an mir vorbei, aber ein Satz bleibt hängen, den ich mittippe, als er gesagt wird, fast, als wäre er bedeutsam. Die schmallippige Frau mit den schlecht sitzenden Haaren steht irgendwo in Salzburg, es geht um die Festspiele, und sie sagt: „Wenn du willst, dass alles bleibt, wie es ist, dann musst du alles ändern“, und ich denke darüber nach, jetzt, hier, zwischen den Buchstaben und dem Luft holen, während die gelackten Finger noch immer in der Luft zappeln. Und wenn ich alles ändern will, dann muss ich es lassen, wie es ist? Ich würde die TV-Frau gern danach fragen, aber sie ist nicht mehr da und hat einer Dame in Schwarz Platz gemacht, die gestelzt spricht und einen Reifrock trägt, unter dem eine italienische Familie samt Großmutter Platz hätte, aber klar, es ist eine Oper, sie singt jetzt pathetisch und rollt Töne über die faltige Zunge, war ja klar. Salzburg hat 150.000 Einwohner lerne ich aus dem Off, und morgen, wenn ich auf dem pinken Kissen durchs Land fahre, dann werde ich vielleicht wach, wenn wir in Salzburg halten, aber ich werde nicht an die schwarze Frau im Reifrock denken, sondern an die Vergangenheit, vor allem dann, wenn meine Augen auf den breiten Fluss fallen, der unter der Burg liegt, in dem meine Seele einst Schiffbruch erlitt. Es gibt Tage, da denkt man an Menschen, die es eigentlich nicht mehr gibt, die früher vielleicht mal wichtig waren, aber heute keine Rolle mehr spielen, nicht mal eine Nebenrolle, oder vielleicht doch, aber ihre Bühne ist irgendwo in der Dunkelkammer des Herzens, auf deren Tür steht „Zutritt verboten“, und ich halte mich dran, sonst würde es ja noch dunkler werden hier, in dieser Nacht, hier, jetzt, wo der Regen leise fällt und meine Wäsche auf dem Balkon ebenso zäh trocknet wie der kirschrote Blutnagellack auf meinen Nägeln. Ach nein, der Lack ist jetzt trocken.
A4-Monolog im Inneren,wo nichts einen Sinn hat, aber Wörter sich aneinander schmiegen auf der Suche nach einer Geschichte, die keine ist. Der Wunsch zu schreiben ist immer da, aber die Inhalte fehlen, es gibt nichts zu sagen, also reihe ich Buchstaben grundlos aneinander, einfach so, vielleicht entsteht ja doch eine Geschichte. Der Lack bleibt feucht, obwohl 60 Sekunden längst überschritten sind, meine Finger spreizen sich weit auseinander, während die beiden Zeigefinger tippentippentippen und nicht wissen, wohin. Ich will rauchen, jetzt, aber es geht nicht, ich schreibe ja noch, und ich will nicht schummeln, fair play für meine Leser, die handvoll wenigen. Der Fernseher neben mir redet über Kultur, Worte und Töne ziehen an mir vorbei, aber ein Satz bleibt hängen, den ich mittippe, als er gesagt wird, fast, als wäre er bedeutsam. Die schmallippige Frau mit den schlecht sitzenden Haaren steht irgendwo in Salzburg, es geht um die Festspiele, und sie sagt: „Wenn du willst, dass alles bleibt, wie es ist, dann musst du alles ändern“, und ich denke darüber nach, jetzt, hier, zwischen den Buchstaben und dem Luft holen, während die gelackten Finger noch immer in der Luft zappeln. Und wenn ich alles ändern will, dann muss ich es lassen, wie es ist? Ich würde die TV-Frau gern danach fragen, aber sie ist nicht mehr da und hat einer Dame in Schwarz Platz gemacht, die gestelzt spricht und einen Reifrock trägt, unter dem eine italienische Familie samt Großmutter Platz hätte, aber klar, es ist eine Oper, sie singt jetzt pathetisch und rollt Töne über die faltige Zunge, war ja klar. Salzburg hat 150.000 Einwohner lerne ich aus dem Off, und morgen, wenn ich auf dem pinken Kissen durchs Land fahre, dann werde ich vielleicht wach, wenn wir in Salzburg halten, aber ich werde nicht an die schwarze Frau im Reifrock denken, sondern an die Vergangenheit, vor allem dann, wenn meine Augen auf den breiten Fluss fallen, der unter der Burg liegt, in dem meine Seele einst Schiffbruch erlitt. Es gibt Tage, da denkt man an Menschen, die es eigentlich nicht mehr gibt, die früher vielleicht mal wichtig waren, aber heute keine Rolle mehr spielen, nicht mal eine Nebenrolle, oder vielleicht doch, aber ihre Bühne ist irgendwo in der Dunkelkammer des Herzens, auf deren Tür steht „Zutritt verboten“, und ich halte mich dran, sonst würde es ja noch dunkler werden hier, in dieser Nacht, hier, jetzt, wo der Regen leise fällt und meine Wäsche auf dem Balkon ebenso zäh trocknet wie der kirschrote Blutnagellack auf meinen Nägeln. Ach nein, der Lack ist jetzt trocken.
Nella Niemandsland - 30. Jul, 22:57
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