Bücher, blassgelb, mit J. mittendrin
Ich wurde groß mit unzähligen gelben Buchseiten, umfangen von fremden Jahreszahlen und Geschichten, die vertraut erzählten, aber fern waren. Bücher, auf die ich damals stolz war, Bücher, die mir heute noch mehr erzählen. Nicht nur ihre Geschichte, sondern auch ihre Herkunft. Sie sind vergilbt, dünnblättrig, zerlesen, manchmal ohne Jahreszahlen, manchmal mit schlechter Geschichte, aber ich lese sie, damals wie heute, und ich fahre in Zeitlupe nach hinten, nach damals, nach drüben, dort, wo meine Mutter Bücher lieben lernte, aber viel zu wenig bekam, weil der Krieg seine Spuren hinterlassen hatte.
Die Nacht mag mich nicht, ich kann es spüren, sie lässt mich nicht ruhen, aber warum denke ich an alte Bücher, die keiner mehr liest, die keiner mehr kennt, deren Worte ich murmeln kann, aber nur noch in Antiquariaten finde, aber nicht bei Wikipedia? Die Zeit schreitet, das Leben wird dünn, nicht die Luft, die ist noch grau.
Heute morgen, nach dreieinhalb Tassen Kaffee, da musste ich weinen, mit ein bisschen wenig Grund, den ich nicht nenne, und ein bisschen mehr Sorge, um die ich weiß. Alt werden, das weiß ich, ist greifbar, fühlbar, spürbar, aber wenn ich ungeschminkt und in Schlabberklamotten Zigaretten kaufe, dann rührt das niemanden, ich zeige oft meinen Ausweis, und dann frage ich mich, ob das Leben mich verschont, warum darf ich hie und da wie 16 wirken, wenn meine Eltern alt werden?
Der Tod sitzt in meinem Herzen, und wer darüber lacht, hat keine Ahnung, und ich erst recht nicht, und während ich das tippe, muss ich lachen, denn ich wollte über J. schreiben, aber ich tue es erst jetzt.
„Ich hab heute darüber nachgedacht, ob wir beide uns einen neuen Anhänger für unsere Armbänder kaufen“, sagte ich, und J. sprach gleich von Eheringen für uns, von einem Band zueinander, einem Schmuckstück füreinander und meinte: „Kein Mann kann das, was wir haben, je übertreffen“, und ich, ich wurde ein kleines bisschen wehmütig, weil Glück nie an meiner Seite ist, auch das gemeinsam erlebte mit J. nicht, und ich hadere und bange vor dem, was kommt.
In wenigen Tagen, „noch neun mal schlafen“, stehe ich wieder vor J., und dann bin ich an ihrer Seite, wenn ihre Tochter eingeschult wird. Dort drüben, in meinem unaufgeräumten Wohnzimmer, da stehen stapelweise alte, gelbseitige Bücher, und eines davon, von meiner Mutter gelesen, von meiner Schwester gelesen, von mir gelesen – das werde ich in Seidenpapier schlingen und J.’s Tochter mitbringen. Keine Schultüte, kein Geld der Welt kann diesen Wert ersetzen oder auf die Waage legen, auf eine Waage, deren einziges Gewicht meine Tochter wäre, der ich ein solches Buch schenke, aber letztlich ist es ja so, denn J.’s Tochter ist meine, genauso wie J. ich ist und ich sie bin. Und das Buch, das lesen wir zu dritt, solange wir es können.
Und wenn nicht, dann bleibt uns der Anhänger, der silberne, der goldene, den ich mal vererben werde. Nicht an meine Tochter, nein. Sie wissen schon, an wen.
Die Nacht mag mich nicht, ich kann es spüren, sie lässt mich nicht ruhen, aber warum denke ich an alte Bücher, die keiner mehr liest, die keiner mehr kennt, deren Worte ich murmeln kann, aber nur noch in Antiquariaten finde, aber nicht bei Wikipedia? Die Zeit schreitet, das Leben wird dünn, nicht die Luft, die ist noch grau.
Heute morgen, nach dreieinhalb Tassen Kaffee, da musste ich weinen, mit ein bisschen wenig Grund, den ich nicht nenne, und ein bisschen mehr Sorge, um die ich weiß. Alt werden, das weiß ich, ist greifbar, fühlbar, spürbar, aber wenn ich ungeschminkt und in Schlabberklamotten Zigaretten kaufe, dann rührt das niemanden, ich zeige oft meinen Ausweis, und dann frage ich mich, ob das Leben mich verschont, warum darf ich hie und da wie 16 wirken, wenn meine Eltern alt werden?
Der Tod sitzt in meinem Herzen, und wer darüber lacht, hat keine Ahnung, und ich erst recht nicht, und während ich das tippe, muss ich lachen, denn ich wollte über J. schreiben, aber ich tue es erst jetzt.
„Ich hab heute darüber nachgedacht, ob wir beide uns einen neuen Anhänger für unsere Armbänder kaufen“, sagte ich, und J. sprach gleich von Eheringen für uns, von einem Band zueinander, einem Schmuckstück füreinander und meinte: „Kein Mann kann das, was wir haben, je übertreffen“, und ich, ich wurde ein kleines bisschen wehmütig, weil Glück nie an meiner Seite ist, auch das gemeinsam erlebte mit J. nicht, und ich hadere und bange vor dem, was kommt.
In wenigen Tagen, „noch neun mal schlafen“, stehe ich wieder vor J., und dann bin ich an ihrer Seite, wenn ihre Tochter eingeschult wird. Dort drüben, in meinem unaufgeräumten Wohnzimmer, da stehen stapelweise alte, gelbseitige Bücher, und eines davon, von meiner Mutter gelesen, von meiner Schwester gelesen, von mir gelesen – das werde ich in Seidenpapier schlingen und J.’s Tochter mitbringen. Keine Schultüte, kein Geld der Welt kann diesen Wert ersetzen oder auf die Waage legen, auf eine Waage, deren einziges Gewicht meine Tochter wäre, der ich ein solches Buch schenke, aber letztlich ist es ja so, denn J.’s Tochter ist meine, genauso wie J. ich ist und ich sie bin. Und das Buch, das lesen wir zu dritt, solange wir es können.
Und wenn nicht, dann bleibt uns der Anhänger, der silberne, der goldene, den ich mal vererben werde. Nicht an meine Tochter, nein. Sie wissen schon, an wen.
Nella Niemandsland - 30. Jul, 01:47
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700 x gelesen - 4 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
j.bin_ich - 30. Jul, 08:55
*tränenwisch*
Ich küsse dich, ich brauche dich, ich liebe dich! Du, meine Freundin. Du und ich - für die EWIGKEIT!
Luderchen - 31. Jul, 09:10
ihr seid
..großartig!
hört euch nie auf zu lieben.
euer luderchen,
hört euch nie auf zu lieben.
euer luderchen,
j.bin_ich - 31. Jul, 09:49
tun wir, versprochen!
@Luderchen, wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht. Magst du mich besuchen kommen und ich finds soooo coool, denn ich hab dich soooo lieb und fänd es super klasse. wann bist du da? kuss, kuss, kuss
Luderchen - 1. Aug, 22:37
Ich komme
...am Dienstag Abend, gegen 18 Uhr bin ich da.
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