Zirpen zirpen
Die Zirpen füllen die Nacht mit einem lauen Sommerstakkato und übertönen das monotone Pochen meines Herzens, das sich die Hausmauern hinabhackt, an den Efeuranken scheuernd und schlingernd, die müden Pflastersteine entlang, den Abgasen hinterher, nach Norden, ein bisschen links, durch die Nacht bis ganz nach oben, wo das Meer ist, das weise wartet und so voll ist mit leichter Leere.
Leere ist mir lieber als Fülle. Weil es Platz für Möglichkeiten lässt, tippt es sich zweifingrig durch den Bauch ins WWW, und das goldene Bier wird viel zu schnell warm auf dem matten Schreibtisch mit den Spuren aus Asche und alter Farbe, der einst wo anders stand und wo einst ein anderer saß und vielleicht auch ins Leere tippte und nicht voll war.
Dort unten auf der Straße, wo fremde Worte nach oben hallen und an der beige-blättrigen Hausmauer „Wien loves Neger“ steht, flattern Menschen abenteuer-anfällig in die schwüle Sommernacht, während meine Zehen unter dem matten Schreibtisch in einer Schale Wasser flattern und Blasen werfen.
Mitternacht hat mich gerade gestreift, die Zirpen zirpen noch immer, und freischwimmende Fragen-Fragmente verwandeln meinen müden Kopf in ein Kuriositäten-Kabinett ohne Ausgang. Warum ist es so heiß, habe ich meine Kreditkartenrechnung bezahlt, wann habe ich das letzte Mal meine Haare gewaschen, wie viele Zigaretten habe ich noch, warum nehme ich nicht ab, kommt heute noch etwas Interessantes im Fernsehen, warum habe ich Blähungen, warum spüre ich das Bier nicht, wann gehe ich zum Frisör, wo schlafe ich nächste Woche, soll ich ein Fahrrad kaufen, wann streift mich die große Liebe, gehe ich morgen einkaufen, wann kann ich endlich schlafen, warum brennt die Lampe im Bad nicht mehr, wann kommt die nächste Nachricht, warum bin ich so traurig, woher kommt der blaue Fleck an meiner linken Brust, warum zirpen Zirpen und haben kein eigenständiges Verb für ihr Tun?
Und da oben im Norden, ein bisschen links, ganz weit oben, wo das Meer ist, da sitzt mein Herz am Strand und verbuddelt seinen Schmerz im Sand, damit die Gezeiten ihn wegschwemmen. Und hier zirpt und ziept es noch immer - herzlos.
Leere ist mir lieber als Fülle. Weil es Platz für Möglichkeiten lässt, tippt es sich zweifingrig durch den Bauch ins WWW, und das goldene Bier wird viel zu schnell warm auf dem matten Schreibtisch mit den Spuren aus Asche und alter Farbe, der einst wo anders stand und wo einst ein anderer saß und vielleicht auch ins Leere tippte und nicht voll war.
Dort unten auf der Straße, wo fremde Worte nach oben hallen und an der beige-blättrigen Hausmauer „Wien loves Neger“ steht, flattern Menschen abenteuer-anfällig in die schwüle Sommernacht, während meine Zehen unter dem matten Schreibtisch in einer Schale Wasser flattern und Blasen werfen.
Mitternacht hat mich gerade gestreift, die Zirpen zirpen noch immer, und freischwimmende Fragen-Fragmente verwandeln meinen müden Kopf in ein Kuriositäten-Kabinett ohne Ausgang. Warum ist es so heiß, habe ich meine Kreditkartenrechnung bezahlt, wann habe ich das letzte Mal meine Haare gewaschen, wie viele Zigaretten habe ich noch, warum nehme ich nicht ab, kommt heute noch etwas Interessantes im Fernsehen, warum habe ich Blähungen, warum spüre ich das Bier nicht, wann gehe ich zum Frisör, wo schlafe ich nächste Woche, soll ich ein Fahrrad kaufen, wann streift mich die große Liebe, gehe ich morgen einkaufen, wann kann ich endlich schlafen, warum brennt die Lampe im Bad nicht mehr, wann kommt die nächste Nachricht, warum bin ich so traurig, woher kommt der blaue Fleck an meiner linken Brust, warum zirpen Zirpen und haben kein eigenständiges Verb für ihr Tun?
Und da oben im Norden, ein bisschen links, ganz weit oben, wo das Meer ist, da sitzt mein Herz am Strand und verbuddelt seinen Schmerz im Sand, damit die Gezeiten ihn wegschwemmen. Und hier zirpt und ziept es noch immer - herzlos.
Nella Niemandsland - 21. Jul, 00:24
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820 x gelesen - 4 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
testsiegerin - 21. Jul, 00:30
schön, dass du wieder schreibst.
auch ich hab meine füße in kühles wasser getaucht, obwohl es diese nacht noch auf 29 grad abkühlen wird.
das mit der leere und der fülle, das ist schön beschrieben. dass die leere mehr platz lässt.
auch ich hab meine füße in kühles wasser getaucht, obwohl es diese nacht noch auf 29 grad abkühlen wird.
das mit der leere und der fülle, das ist schön beschrieben. dass die leere mehr platz lässt.
DrYes - 21. Jul, 00:56
Schöner Text
Freut mich, dass du "back on the blog" bist!
Aber du hast bei all den existenziellen Fragen ein paar der wichtigsten überhaupt vergessen:
Soll ich ein Loch graben?
Wäre ich ein guter Japaner?
Ist sieben viel?
Findet mich das Glück?
Aber du hast bei all den existenziellen Fragen ein paar der wichtigsten überhaupt vergessen:
Soll ich ein Loch graben?
Wäre ich ein guter Japaner?
Ist sieben viel?
Findet mich das Glück?
Nella Niemandsland - 21. Jul, 01:00
Nee ...
... da hast du aber meine Lieblingsfragen ausgelassen.
Ist mein Lügengebilde ein gelungener Konstrukt aus Statik und Innovation?
Wird die Freiheit der Vögel überbewertet?
Was passiert mit den Fernsehsendungen, die ich nicht gesehen habe?
:-)
Ist mein Lügengebilde ein gelungener Konstrukt aus Statik und Innovation?
Wird die Freiheit der Vögel überbewertet?
Was passiert mit den Fernsehsendungen, die ich nicht gesehen habe?
:-)
DrYes - 21. Jul, 01:03
Doch! ;-)
Ich habe noch eine weitere Frage ausgelassen (da sie sich eigentlich nicht stellt):
Muss man die Dinge nüchtern betrachten?
Muss man die Dinge nüchtern betrachten?
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