Strudelteigparty mit Butterstreuseln oben drauf
Der dritte Abend bei J. fühlt sich an wie eine lang gezogene Strudelteigparty, mit kandiertem Zucker und Butterstreuseln oben drauf. Die Nacht scheint endlos, und während es draußen wütend gewitterregnet, sitzt man bei offener Tür im Windhauch um den Schreibtisch und tippt. Im roten Schlafzimmer liegt J. schwerelos, daneben das träumende Kind, und draußen wartet man, bis sie sich regt.
J. muss noch arbeiten, aber erst will sie schlafen, und ohne Worte beschließt man, auch wach zu bleiben, man bringt sich gemeinsam durch die Nacht. Der Minutenzeiger bewegt sich langsam, der Prosecco perlt und man spielt Quiz-Taxi, brüllt sich die falschen Antworten zu und gackert einstimmig, weil man es nicht auf Level 4 schafft (und man erst am nächsten Tag begreift, dass es nur drei Level gibt).
„Warum heißen ABBA eigentlich ABBA?“ fragt A., die gerne über Analsex spricht, aber eigentlich nie welchen hat, und als sie die Antwort bekommt, werden ihre großen Augen noch größer. „Klugscheißer“, murmelt sie, und J. kontert: „Nur weil du dumm bist, bin ich noch lange kein Klugscheißer“ und man gackert wieder in bewährter Klassenfahrt-Manier, bis Daddy kommt und eine rauchen will, aber er kommt nicht rein in diese Klassenfahrt-Stimmung, er ist keiner von uns.
Es ist eine andere Welt hier, in der Stadt im Westen, wo man über der Holzteppe in einem Paralleluniversum landet, gebastelt aus reiner Herzensfamilie, wo keiner weiß, was in der nächsten Minute passiert, wo es keinen Plan und kein Ziel gibt, aber die Nähe zueinander alles übersteht. Wer müde ist, legt sich wortlos hin, irgendwo, es gibt überall Decken und Kissen, wer trinken will, tut es vorwurfslos um zehn Uhr morgens, wer weinen möchte, tut es haltlos und wird dabei gehalten.
Manchmal ist es ganz still, die Nacht ist erfüllt mit dem monotonen Tastenklicken der vier Computer, die sich an dem schwarzen Schreibtisch eng aneinander schmiegen, und immer wieder klickt leise ein Feuerzeug zwischen Donner und Blitz und sprüht Funken innerhalb der Minuten.
Der Alkohol hängt schwer zwischen meinen bleiernen Lidern, doch nicht schwer genug, um mich vergessen zu lassen, und in der Erinnerung an vergangene Sonnentage bade ich gedanklich im Regen und bin traurig, einfach nur traurig, und die Schlinge um mein Herz ist zu eng und lässt mich nicht atmen, aber umso mehr trinken, bis nichts mehr geht, rien ne va plus, game over.
Die Nacht wird heller, es geht auf den Morgen zu, bald steht das Kind auf und muss zur Schule, auch wenn es keine Lust dazu hat. Dieses Mal hat man genau besprochen, wer das Kind abholt, am Tag zuvor, dem ersten Schultag, passierte es irgendwie, dass niemand daran dachte und das Kind eine Stunde im Schul-Sekretariat warten musste, und als es endlich abgeholt wurde, sagte es: „Ihr habt mich vergessen und ich hatte die Nerven voll!“, und man lacht darüber, auch wenn’s gar nicht so lustig ist, aber eigentlich wieder schon, und dann geht man schlafen, das Kind ist ja zu Hause.
J. muss noch arbeiten, aber erst will sie schlafen, und ohne Worte beschließt man, auch wach zu bleiben, man bringt sich gemeinsam durch die Nacht. Der Minutenzeiger bewegt sich langsam, der Prosecco perlt und man spielt Quiz-Taxi, brüllt sich die falschen Antworten zu und gackert einstimmig, weil man es nicht auf Level 4 schafft (und man erst am nächsten Tag begreift, dass es nur drei Level gibt).
„Warum heißen ABBA eigentlich ABBA?“ fragt A., die gerne über Analsex spricht, aber eigentlich nie welchen hat, und als sie die Antwort bekommt, werden ihre großen Augen noch größer. „Klugscheißer“, murmelt sie, und J. kontert: „Nur weil du dumm bist, bin ich noch lange kein Klugscheißer“ und man gackert wieder in bewährter Klassenfahrt-Manier, bis Daddy kommt und eine rauchen will, aber er kommt nicht rein in diese Klassenfahrt-Stimmung, er ist keiner von uns.
Es ist eine andere Welt hier, in der Stadt im Westen, wo man über der Holzteppe in einem Paralleluniversum landet, gebastelt aus reiner Herzensfamilie, wo keiner weiß, was in der nächsten Minute passiert, wo es keinen Plan und kein Ziel gibt, aber die Nähe zueinander alles übersteht. Wer müde ist, legt sich wortlos hin, irgendwo, es gibt überall Decken und Kissen, wer trinken will, tut es vorwurfslos um zehn Uhr morgens, wer weinen möchte, tut es haltlos und wird dabei gehalten.
Manchmal ist es ganz still, die Nacht ist erfüllt mit dem monotonen Tastenklicken der vier Computer, die sich an dem schwarzen Schreibtisch eng aneinander schmiegen, und immer wieder klickt leise ein Feuerzeug zwischen Donner und Blitz und sprüht Funken innerhalb der Minuten.
Der Alkohol hängt schwer zwischen meinen bleiernen Lidern, doch nicht schwer genug, um mich vergessen zu lassen, und in der Erinnerung an vergangene Sonnentage bade ich gedanklich im Regen und bin traurig, einfach nur traurig, und die Schlinge um mein Herz ist zu eng und lässt mich nicht atmen, aber umso mehr trinken, bis nichts mehr geht, rien ne va plus, game over.
Die Nacht wird heller, es geht auf den Morgen zu, bald steht das Kind auf und muss zur Schule, auch wenn es keine Lust dazu hat. Dieses Mal hat man genau besprochen, wer das Kind abholt, am Tag zuvor, dem ersten Schultag, passierte es irgendwie, dass niemand daran dachte und das Kind eine Stunde im Schul-Sekretariat warten musste, und als es endlich abgeholt wurde, sagte es: „Ihr habt mich vergessen und ich hatte die Nerven voll!“, und man lacht darüber, auch wenn’s gar nicht so lustig ist, aber eigentlich wieder schon, und dann geht man schlafen, das Kind ist ja zu Hause.
Nella Niemandsland - 11. Aug, 11:36
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